Studie: Supplementierung mit Vitamin D könnte Demenz vorbeugen

Studie: Supplementierung mit Vitamin D könnte Demenz vorbeugen

NUTRITIONAL NEWS Rund jede zweite Person in der Schweiz hat ein Defizit an Vitamin D, besonders unter der älteren Bevölkerung ist der Mangel weit verbreitet. Gleichzeitig leiden in der Schweiz über 150'000 Menschen an einer Demenzerkrankung, rund jeder sechste Sterbefall ist darauf zurückzuführen. Die Forschung hat bereits den kausalen Zusammenhang von Vitamin-D-Mangel und Demenz darlegen können. Eine neue Studie zeigt jetzt: Supplementierung mit Vitamin D könnte der Schlüssel in der Prävention sein.

In der Schweiz hat die Hälfte der Bevölkerung einen zu tiefen Vitamin D-Wert, im europäischen Schnitt sind es im Jahresdurchschnitt etwa 40 Prozent. Rund 15 Prozent haben sogar einen schwerwiegenden Mangel. Bei den älteren Menschen liegen diese Werte noch einiges höher (ca. 70% und 50%).

Was ist Vitamin D?
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Gleichzeitig sind weltweit über 55 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen – Tendenz steigend (139 Millionen im Jahr 2050 gem. Weltgesundheitsorganisation WHO). In der Schweiz leben schätzungsweise gegen 150'000 demenzkranke Menschen. Jährlich kommen über 30'000 Neuerkrankungen hinzu (2022). 17,8 Prozent der jährlichen Sterbefälle gehen hierzulande auf eine Demenzerkrankung zurück.

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Gehirn

Verschiede Studien haben sich im vergangenen Jahrzehnt mit den negativen Folgen von Vitamin-D-Mangel beschäftigt, mit Fokus auf nicht-skelettale Erkrankungen, d.h. nicht den Bewegungsapparat, sondern das Gehirn betreffend. Sie deuteten auf schlechtere kognitiven Fähigkeiten und ein mehr als zweifach erhöhtes Demenz- und Alzheimer-Risiko hin.

Eine 2022 veröffentlichte Studie der University of South Australia konnte erstmals überhaupt einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Demenz und Vitamin-D-Mangel beweisen.

Es zeigte sich, dass chronischer Vitamin-D-Mangel nicht nur mit einem geringeren Gehirnvolumen verbunden ist – die Forscher fanden mithilfe von Genanalysen ebenso einen kausalen Zusammenhang zwischen einem Defizit des Sonnenvitamins und der Entstehung von Demenz und Schlaganfällen.

Supplementierung kann Risiko senken

Jedoch nur wenige Studien haben bisher untersucht, ob die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten das Demenzrisiko beeinflusst. Bis jetzt: Eine am 1. März 2023 veröffentlichte neue Studie der University of Exeter (UK) und der University of Calgary (CA) fand heraus, dass bei Personen, die Vitamin D supplementierten, weniger Demenzdiagnosen gestellt wurden, als bei Personen, die dies nicht taten.

«Insgesamt haben wir Hinweise darauf gefunden, dass eine frühere Supplementierung besonders vorteilhaft sein könnte.»

Prof. Dr. Zahinoor Ismail

Die Forscher untersuchten den Zusammenhang bei mehr als 12'388 Teilnehmern des US National Alzheimer's Coordinating Center, die im Durchschnitt 71 Jahre alt und zum Studienbeginn ohne Demenzerkrankung waren. 

Im Laufe von 10 Jahre entwickelten 2'696 Teilnehmer eine Demenz. Davon hatten 679 (25%) Vitamin D eingenommen, gegenüber 2017 (75%) Teilnehmern ohne Vitamin-D-Ergänzung. Mit einer Vitamin-D-Supplementierung war die Inzidenz von Demenz um 40 Prozent geringer

«Wir wissen, dass Vitamin D einige Wirkungen im Gehirn hat, die sich auf die Verringerung von Demenzerkrankungen auswirken könnten. Unsere Ergebnisse geben wichtige Einblicke in Gruppen, für die eine Vitamin-D-Supplementierung besonders geeignet sein könnte. Insgesamt haben wir Hinweise darauf gefunden, dass eine frühere Supplementierung besonders vorteilhaft sein könnte, und zwar vor dem Beginn des kognitiven Verfalls», so der leitende Forscher Prof. Zahinoor Ismail in der Medienmitteilung.

Vitamin D: Schlüssel zur Verhinderung von Demenzerkrankungen

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D könnte also der Schlüssel in der Prävention sein. «Der Zusammenhang mit Vitamin D in dieser Studie deutet darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungspräparaten bei der Vorbeugung oder Verzögerung von Demenzerkrankungen von Vorteil sein könnte», sagt Studien-Co-Autor Dr. Byron Creese

Angesichts der wachsenden Zahl der Betroffenen sei es von grösster Bedeutung, Demenz zu verhindern oder ihren Ausbruch zu verzögern. Dafür bräuchte es jetzt aber klinische Studien.

Deshalb wird in Exeter derweil weiter geforscht. In einer laufenden Studie erhalten Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip entweder Vitamin D oder ein Placebo, um die Veränderungen bei Gedächtnis- und Denktests konkret zu untersuchen.

Quellen:

Zahlen & Fakten zu Demenz; Bundesamt für Gesundheit BAG. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/zahlen-und-statistiken/zahlen-fakten-demenz.html

Dementia, Key Facts; WHO World Health Organization. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dementia

Vitamin D-Mangel: Datenlage; Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/organisation/kommissionen/eek/vitamin-d-mangel.html

Amrein, K., Scherkl, M., Hoffmann, M. et al. Vitamin D deficiency 2.0: an update on the current status worldwide. Eur J Clin Nutr 74, 1498–1513 (2020). DOI: 10.1038/s41430-020-0558-y

C. Balion, LE. Griffith, L. Strifler, et. al. Vitamin D, cognition, and dementia
(2012). DOI: 10.1212/WNL.0b013e31826c197f

D. Llewellyn et al.: Vitamin D and the risk of dementia and Alzheimer disease (2014). DOI: 10.1212/WNL.0000000000000755

Navale SS., Mulugeta A., Zhou A., et al.: Vitamin D and brain health: an observational and Mendelian randomization study (2022). DOI: 10.1093/ajcn/nqac107

M. Ghahremani, E. E. Smith, H. Chen, B. Creese, Z. Goodarzi, Z.Ismail. Vitamin D supplementation and incident dementia: Effects of sex, APOE , and baseline cognitive status. Alzheimer's & Dementia: Diagnosis, Assessment & Disease Monitoring, 2023; 15 (1) DOI: 10.1002/dad2.12404

Medienmitteilung: University of Exeter. Taking vitamin D could help prevent dementia. https://news.exeter.ac.uk/research/taking-vitamin-d-could-help-prevent-dementia-study-finds


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